TAGUNGSWORKSHOP 6: PSYCHOSOZIALE DIAGNOSTIK
Untertitel: »Erkennen – Verstehen – Behandeln: aktuelle Entwicklungen psychosozialer Diagnostik«
Leitung: Rolf Glemser
Der Workshop basiert auf der Hypothese, dass im Sinne des Tagungstitels "Soziale Gesundheit stärken" für eine adäquate psycho-soziale Beratung- und Behandlung spezifische Diagnostikverfahren in der Klinischen Sozialarbeit Anwendung finden müssen.
Zum einen wird im Workshop die Bedeutung der psycho-sozialen Diagnostik als Grundlage für eine den Adressat(inn)en der Klinischen Sozialarbeit angemessenen Interventionsplanung bzw. psycho-soziale Beratung und Behandlung erörtert. Zum anderen wird verdeutlicht, dass ein differenziertes und prozessuales Fallverstehen von Menschen in Multiproblemsituationen nur mit einer Mehrebenendiagnostik entstehen kann. Das bedeutet, dass nur eine an der Komplexität des jeweiligen Erlebens und Verhaltens der Adressat(inn)en orientierte Verknüpfung der vermeintlich differierenden Herangehensweisen eine tragfähige und interventionsleitende psycho-soziale Diagnostik generieren kann.
Am Praxisbeispiel wird vom Autor das Modell einer Mehrebenendiagnostik vorgestellt, in das die verschiedenen Orientierungen einfließen und so aus den theoretischen Überlegungen und dem praktischen Beispiel zum Abschluss des Workshops eine handlungsleitende, differenzierte und praktikablen Möglichkeit der psycho-sozialen Diagnostik für die konkrete Einzelfallarbeit zur Diskussion stehen wird.
Informationen zum Leiter: Alice Salomon Hochschule Berlin, Lehrbeauftragter für Psychologische Grundlagen Sozialer Arbeit, Klinische Sozialarbeit, Psychosoziale Diagnostik und Beratung; Klinischer Sozialarbeiter in der Einrichtung »Betreutes Einzelwohnen« im GB »Sozial Räume & Projekte« der Stiftung SPI und freiberuflich Berater für Planung und Umsetzung von Qualitätsmanagementsystemen
Kontakt: rolfglemser@yahoo.de
Biografisches Fallverstehen
Vortrag von Prof. Dr. Hedwig Rosa Griesehop
Im Rahmen eines biografieorientierten Fallverstehens ist auf den Kommunikationsstil und die Bedeutung von Erzählungen hinzuweisen. Biografisches Erzählen eröffnet Chancen im Hinblick auf das Selbstverstehen und die Selbstreflexion. Die praktische Relevanz einer narrativ-biographischen Diagnostik besteht darin, dass sich das Wissen um biographische Aneignungsprozesse und subjektive Deutungsmuster auf Seiten der KlientInnen als wichtige Erkenntnisquelle für das professionelle Alltagshandeln erweisen kann.
Informationen zur Referentin: Diplom-Psychologin, Diplom-Sozialpädagogin/-Sozialarbeiterin; seit 2003 Hochschullehrerin an der Alice Salomon Hochschule Berlin, Arbeitsschwerpunkte: Fallverstehen, Handlungsmethoden, angewandte Biographie- und Lebensweltforschung
Kontakt: griesehop@ash-berlin.eu
Typen und Einzelfälle
Vortrag von Prof. Dr. Peter Buttner
In diesem Beitrag werden drei Fragen zur klassifikatorisch-theoriegeleiteten Herangehensweise in der psycho-sozialen Diagnostik diskutiert:
1. Für welche Art von Fragen kann klassifikatorische Diagnostik im psychosozialen Bereich angemessene Antworten erzeugen?
2. Was kann oder sollte auf der psycho-sozialen Ebene überhaupt klassifiziert werden?
3. Welchen Beitrag kann die klassifikatorische Diagnostik zu Beratung und Behandlung in der Klinischen Sozialarbeit leisten?
Informationen zum Referenten: lehrt seit 1997 an der Hochschule München »Soziale Arbeit mit chronisch kranken und behinderten Menschen«; aktuelle Arbeitsgebiete: Ausbildung und Soziale Berufe, Ethik klinischer Sozialarbeit, Soziale Diagnostik und Klassifikation
Kontakt: buttner@lrz.fh-muenchen.de
Psychosoziale Diagnostik auf der Grundlage der ICF in der Medizinischen Rehabilitation
Vortrag von Christiane Kleinschmidt M.A.
Die Folgen von (chronischen) Erkrankungen werden im ICF-Modell der funktionalen Gesundheit als das Ergebnis der Wechselwirkung von Krankheit, Individuum und seinem Kontext dargestellt. Die Wiederherstellung oder wesentliche Besserung der funktionalen Gesundheit ist zentrale Aufgabe der Rehabilitation. Daher ist die ICF für die Rehabilitation bei der Feststellung des Reha- Bedarfs, bei der funktionalen Diagnostik, des Reha-Managements, der Interventionsplanung und der Evaluation rehabilitativer Maßnahmen nutzbar. Es wird ein kurzer Überblick über Funktionale Gesundheit, Aufbau und Struktur der ICF sowie das bio-psycho-soziales Modell der ICF gegeben und anhand einer Fallstrukturierung nach ICF-Komponenten veranschaulicht.
Informationen zur Referentin: Fachsozialarbeiterin für Klinische Sozialarbeit (ZKS), Medical Park Berlin Humboldtmühle
Kontakt: c.kleinschmidt@gmx.net