TAGUNGSWORKSHOP 7: FORENSISCHE SOZIALARBEIT
Achtung: Dieser Workshop kann leider nicht stattfinden!
Leitung: Gernot Hahn
Forensische Sozialarbeit. Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungsbedarf einer Fachsozialarbeit: Grundlagen, Rahmenbedingungen, Methoden, Wissenschaft
Vortrag von Dr. (phil.) Gernot Hahn
Forensische Sozialarbeit ist definiert als Klinische Sozialarbeit im Kontext strafrechtlicher Handlungsansätze, Methoden, Institutionen und Rahmenbedingungen. Im Mittelpunkt dieser Fachsozialarbeit stehen direkte Interventionen mit Betroffenen, etwa im Rahmen Sozialtherapeutischer Institutionen, Bewährungs- und Gerichtshilfe, Fachambulanzen , sowie der Bereich der Primär- und Sekundärprävention. Forensische Sozialarbeit steht in Europa noch am Beginn einer wissenschaftlichen und praxaeologischen Ausformulierung. Die Etablierung von spezialisierten Ausbildungsgängen hat in den vergangenen zwei Jahren einen deutlichen Entwicklungsschub erlebt. Neben der Formulierung und Etablierung von Methoden und Techniken sind erste wissenschaftliche Positionierungen erfolgt. Im Vortrag wird der aktuelle Entwicklungsstand in Praxis, Ausbildung, Forschung und Theorie skizziert, sowie Möglichkeiten der Weiterentwicklung im Rahmen einer "Fachgruppe Forensische Sozialarbeit" im ECCSW verortet.
Informationen zum Referenten: Dr. Gernot Hahn, Jg. 1963, Dipl. Sozialarbeiter (FH) und Sozialtherapeut (Univ.), Promotion in Sozialer Arbeit/Sozialer Therapie. Leiter einer Forensischen Ambulanz, Dozent in der Aus- und Weiterbildung von Sozialarbeitern. Vorstandsmitglied im ECCSW, Leiter der Fachgruppe "Forensische Sozialarbeit" im ECCSW.
Kontakt: info@gernot-hahn.de; hahn@eccsw.eu
Therapeutische Prävention bei Pädophilie: Das Berliner »Präventionsprojekt Dunkelfeld (PPD)«
Vortrag von Dipl.-Psych. Janina Neutze
Eine Sexualpräferenz für prä- oder peripubertäre Kinder ist keineswegs mit einer sexuellen Verhaltensstörung gleichzusetzen. Einem Teil pädophiler bzw. hebephiler Männer gelingt es, die Befriedigung ihrer sexuellen Impulse ausschließlich auf die Fantasieebene zu beschränken und das, obwohl sich ihre sexuelle Neigung bereits im Jugendalter als unveränderbar manifestiert hat. Je stärker die sexuellen Impulse jedoch auf die Verhaltensebene drängen, desto größer wird die Gefahr sexueller Übergriffe oder einer Nutzung von Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger (sog. Kinder- bzw. Jugendpornografie). Präventive diagnostische und therapeutische Angebote, die sich an diese potenziellen Täter richten, sollten daher als wertvoller Beitrag zum Kinderschutz verstanden werden.
Im Vortrag sollen erste Ergebnisse des »Präventionsprojektes Dunkelfeld« vorgestellt werden und Möglichkeiten und Grenzen primär- und sekundärpräventiver therapeutischer Angebote für nicht justizbekannte Männer mit pädophiler Neigung diskutiert werden.
Informationen zur Referentin: Janina Neutze, Dipl.-Psych., Jg. 1969, ist seit 2004 klinische und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité in Berlin; Sexualmedizinerin und Psychotherapeutin in Ausbildung (VT). Leitet seit 2006 primärpräventive Therapiegruppen bei Pädophilie und ist seit 2008 Projektkoordinatorin der Präventionsprojekte »Dunkelfeld« und »Kinderpornografie«.
Kontakt: janina.neutze@charite.de
Sicherheitsparadigma und Sicherheitsparadoxone in Beratung und Behandlung von Straftätern
Vortrag von Michael Stiels-Glenn
Alles, was wirkt, hat auch Risiken und Nebenwirkungen. Ein Teil dieser Nebenwirkungen kann vermieden werden, ein anderer Teil aber ist den angewandten Verfahren bzw. Haltungen immanent. Das gilt auch für die Behandlung von Straftätern. Dabei kommt es zu Sicherheitsparadoxonen. Im Bestreben, höchstmögliche Sicherheit zu erreichen, sinkt sie gerade durch diese Bestrebungen in angrenzenden Bereichen. Während in anderen Praxisfeldern eine umfangreiche Nebenfolgenforschung betrieben wird, fehlt dies für die Forensische Sozialarbeit und Psychotherapie. Am Beispiel der Unfallforschung und polizeiliche Paradoxone soll das Problem und die sich draus ergebenden Konsequenzen für die Klinik und Forschung diskutiert werden.
Informationen zum Referenten: Michael Stiels-Glenn, Jg. 1952, Diplom Sozialarbeiter, Clinical Social Worker (ZKS), Kriminologe und Polizeiwissenschaftler (M. A.), Psychotherapeut, Supervisor, Fachbuchautor, arbeitet in eigener Praxis in Recklinghausen.
Kontakt: stiels-glenn@online.de