TAGUNGSWORKSHOP 1: FORSCHUNG DER SOZIALEN ARBEIT IM GESUNDHEITSWESEN
Leitung: Matthias Hüttemann
Wie ist der derzeitige Stand der Forschung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen einzuschätzen? Kommt das Forschungsfeld über den »Status singulärer Einzelforschung« (Schweppe & Thole, 2005) hinaus? Welche Perspektiven ergeben sich für die zukünftige Forschung und die Forschungsnutzung in der Praxis? Der Workshop hat die Zielsetzung, auf der Basis von verschiedenen Beiträgen diesen Fragen nachzugehen. Neben den Inputs wird Raum für Diskussion und Austausch geboten.
Effekte sozialarbeiterischer Interventionen in der Drogenhilfe.
Subjektbezogene Analysen von Ausstiegsprozessen drogenkonsumierender Menschen
Vortrag von Dipl.-Päd. Natalie Eppler
Die Suchtforschung versucht seit Jahrzehnten Strategien für die Praxis zu entwickeln, die Drogenkonsumenten auf ihrem Weg in die Abstinenz unterstützen. Im Vordergrund standen hierbei bisher vor allem Therapiestudien und quantitative Erhebungen. Qualitative Studien mit dem betroffenen Klientel, insbesondere mit einem längsschnittlichen Design wurden bisher vernachlässigt. Das Forschungsziel der vorgestellten Studie ist es, die Ausstiegsversuche der Probanden subjektbezogen zu analysieren unter Berücksichtigung des biografischen Kontextes. Angestrebt wird die Darstellung exemplarischer Ausstiegsprozessmodelle. Um die Effekte sozialarbeiterischer Interventionen zu untersuchen, wurden sowohl Ausstiegsverläufe mit professioneller Unterstützung als auch selbstorganisierte Prozesse analysiert. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht eine tiefergehende Betrachtung einzelner Faktoren, die aus subjektiver Sicht der Betroffenen einen Ausstieg aus der Drogenabhängigkeit begünstigen respektive erschweren.
Zur Diskussion gestellt werden sollen die methodische Herangehensweise und die Reichweite und Aussagekraft der Ergebnisse für die Praxis der Sozialen Arbeit im Feld der Drogenhilfe.
Informationen zur Referentin: Natalie Eppler, Dipl. Pädagogin, Jg. 1977, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft und an der Fachhochschule Frankfurt, Fachbereich Soziale Arbeit, Institut für Suchtforschung. Arbeitsschwerpunkte: Suchtforschung, Qualitative Forschung, Klinische Soziale Arbeit. Mitglied der Fachgruppe Forschung der DGSA.
Kontakt: natalie.eppler@online.de
Kinder mit einem krebskranken Elternteil – eine Herausforderung für die professionelle Hilfe
Vortrag von Dr. Wim Nieuwenboom
Eine Krebserkrankung ist ein einschneidendes Lebensereignis, nicht nur für die betroffene Person selber, sondern auch für die Angehörigen, insbesondere die Kinder des Patienten. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer schweizerischen Untersuchung vorgestellt, die bei 107 Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren (27 Kinder mit einem krebskranken Elternteil und 80 einer Vergleichsgruppe) durchgeführt wurde. Die betroffenen Kinder und ihre Eltern wurden in dem auf die Erstdiagnose folgenden Jahr dreimal befragt, diejenigen der Vergleichsgruppe zweimal im Zeitabstand von einem Jahr. Zur Befragung wurde – neben standardisierten Fragebogen – auch der FAST (Familiensystemtest nach Gehring) eingesetzt. Dieses Verfahren umfasst eine Familiendarstellung mit anschließendem Interview. Die Ergebnisse suggerieren eine erhöhte Trennungsangst bei den betroffenen Kindern gegenüber denjenigen der Vergleichsgruppe, die vor allem Mädchen und jüngere Kinder trifft. Obwohl in Reaktion auf die elterliche Krankheit in erster Linie die familiäre Kohäsion gestärkt wurde, verringerte sich diese mit zunehmendem Schweregrad der Krankheit wieder. Anlässlich der vorliegenden Ergebnisse sollten der Bedarf von betroffenen Familien nach diversen Formen von Unterstützung und die Möglichkeiten für professionelle Helferinnen und Helfer, in diesem Stadium eine adäquate Begleitung anzubieten, diskutiert werden.
Informationen zum Referenten: Wim Nieuwenboom, Dr. phil., Jg. 1958, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz, Fachpsychologe für Gesundheitspsychologie FSP. Arbeitsschwerpunkte: Gesundheit und Integration, Quantitative Forschungsmethoden, Abhängigkeit/Sucht.
Kontakt: wim.nieuwenboom@fhnw.ch
Eltern und Schule stärken Kinder
Vortrag von Michaela Schönenberger
Im Rahmen der Präsentation werden Ergebnisse aus dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt »Eltern und Schule stärken Kinder« (ESSKI) vorgestellt. Dieses Projekt hatte zwischen 2004 und 2007 zum Ziel, die personalen und sozialen Kompetenzen von Schweizer Kindern, Lehrpersonen und Eltern mittels zielgruppenspezifischer international erprobter Interventionsprogramme zu fördern und zu stärken.
ESSKI basiert auf einem experimentellen Forschungsdesign, das es erlaubt, die Effektivität der einzelnen Interventionen sowie deren Kombination zu überprüfen. Der Vortrag geht der Frage nach, welche an ESSKI teilnehmenden Familien insbesondere von den ESSKI-Interventionen profitieren konnten.
Informationen zur Referentin: Michaela Schönenberger, lic.phil., Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. Arbeitsschwerpunkte: Soziale Arbeit und Gesundheit, Familien, Soziale Ungleichheit und Gesundheit.
Kontakt: michaela.schoenenberger@fhnw.ch
Systemische Forschung im Kontext der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen &nash; eine Option?
Vortrag von Dr. Matthias Ochs
Systemische Forschung beschäftigt sich einerseits mit der empirischen Erkundung und Beschreibung sozialer Systeme, anderseits versteht sie sich als ein auf systemwissenschaftlichen Grundannahmen basierendes empirisches Vorgehen. Eine operationale Ableitung aus diesen Grundannahmen für die konkrete Forschung kann ein multimethodisches Vorgehen sein, das auch versucht, die verschiedenen Perspektiven der Akteure im Kontext des Gegenstandsbereichs der Forschung zu berücksichtigen. Der Kurzinput versucht, zu einer Diskussion anzuregen, welche Vor- und Nachteile ein solcher Ansatz für Forschung im Kontext der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen mit sich bringen kann.
Informationen zum Referenten: Matthias Ochs, Dr. sc.hum., Dipl.Psych, Psychologischer Psychotherapeut, Jg. 1968, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Sektion Medizinische Organisationspsychologie des Zentrums für Psychosoziale Medizin der Universitätsklinik Heidelberg. Arbeitsschwerpunkte: Systemische Psychotherapie und Systemische Forschung.
Kontakt: Matthias_Ochs@med.uni-heidelberg.de